Anbei ein Bericht aus 2022 zum Vergleichen. Teilweise ist es ernüchternd. Es gibt aber auch hoffnungsvolle Entwicklungen und es scheint sich etwas zu verändern. Wir sind weiterhin gespannt und hoffen auf die guten Ergebnisse in 2025.

Ich bin Laie und kein Wissenschaftler. Aber ich habe Lebenserfahrung genug, um zu erkennen, dass da Murks passiert und dass 2022 eine gute Sache wie die Klimakonferenz aus dem Ruder gelaufen ist. Das 1,5 Grad Ziel steht auf der Kippe und die Ergebnisse der gefühlt 364ten Klimakonferenz sind keinesfalls ausreichend, wenn man bedenkt, worum es hierbei geht. Ich frage nicht nach den Verantwortlichen für dieses Desaster. Auch nicht, wer auf die Idee kommt, einen Finanztopf für ärmere Länder zu schaffen, wenn niemand irgendeine Verpflichtung daraus hat und zu wenige etwas einzahlen. Eigentlich verspüre ich keine Lust mehr, mir dieses traurige, jährlich wiederkehrende Spektakel im Fernsehen anzusehen. Ich verliere den Glauben daran und das Vertrauen. Aber leider ist das Thema so wichtig, so dringend, dass man es weder ignorieren, aussitzen oder schönreden kann.

Natürlich ist es wichtig, dass Wissenschaftler, Aktivisten und Staatenlenker im Dialog stehen und nach Lösungen suchen. Mir stellt sich aber die Frage, ob man Klimakonferenzen zukünftig anders Planen und organisieren sollte, denn so darf es keinesfalls weitergehen. Vielleicht helfen die Punkte, die mir neben den viel diskutierten Hauptthemen zusätzlich aufgefallen sind.

  • Wie kann es sein, dass sich tausende(!) Menschen für Verhandlungen übers Klima auf den Weg nach Nordafrika machen, wenn schon vorher klar ist, dass keine nennenswerten Ergebnisse zustande kommen werden. Es macht auch keinen Sinn, dass sich so viele Menschen im Zeitalter der Videokonferenzen mit Teams, Zoom und Co. persönlich treffen. Anreise, Hotel, Verpflegung, Shuttlebus, Taxi. Es ist schwer vorstellbar, dass diese vielen Menschen die Umwelt mit diesem Handeln nicht belastet haben. Vorbildlich mit der Bahn und Bussen oder im Auto mit Fahrgemeinschaft nach Ägypten angereist sind sie sicher nicht.
  • Weit mehr als hundert Staatsoberhäupter und Minister sind angereist. Sie zeigten sich sehr betroffen, teilweise sehr engagiert. Was haben die vielen Staatsoberhäupter dort persönlich erreicht? War ihr Besuch klimagerecht? Die meisten kamen mit dem Flugzeug. Viele sind alleine angereist und es ergeben sich weitere Fragen zum Thema Nachhaltigkeit: Was bekommen sie dort zu essen? Wie wohnen sie? Wie werden sie während Ihres Aufenthalts transportiert? Ideal wäre es gewesen, wenn die Politiker das Jenke Experiment „Klima“ (Pro 7 im Herbst 2022) vorher selbst ausprobiert oder zumindest nachempfunden hätten. Dann wäre ihnen bewusst geworden, warum sie dabei sind und wogegen sie auf dieser Klimakonferenz hätten kämpfen müssen.
  • Als schlimm empfinde ich es, dass sich die Staatsoberhäupter „ohne Ergebnisse“ zum Gruppenfoto aufgestellt haben. Steht das für „Ich war dabei!“ oder vielleicht sogar „Wir haben es gut gemacht?“ Immerhin haben sie damit dokumentiert, dass sie zu denen gehören, die nichts auf die Reihe gebracht haben. Aus meiner Sicht haben gerade die Lenker der reichen Staaten zu wenig bewegt.
  • Es kann nicht sein, dass über das Klima verhandelt wird, während wenige Kilometer weitere Klimaaktivisten im Gefängnis sitzen und aus Protest in Hungerstreik treten.
  • Es nützt nichts, wenn wir alle die Finger auf China, Russland und die anderen Länder richten, die nicht an der Konferenz teilnehmen. Sie sind mit Schuld an diesem Desaster aber es muss auch ohne sie vorangehen. Ich glaube, dass diese Länder erst hinzukommen werden, wenn ihnen das Wasser selbst bis zum Hals steht. Das widerum ist ein wenig durchdachter Plan, denn wenn das „so weit“ ist, geht es allen Ländern so schlecht, dass auch ihnen niemand mehr helfen kann. Das Argument, es würde keine Druckmittel geben, die diese Länder zur Teilnahme zwingen, zählt nicht: Die Klimakatastrophe und die Tatsache, dass wir Menschen die Katastrophe ohne ein effizientes Gegenwirken nicht lange überleben werden, ist das beste Druckmittel überhaupt.
  • Ich möchte an dieser Stelle einen Vorschlag aufgreifen, dass Deutschland und möglichst viele andere Länder jetzt Geld in die Hand nehmen und dieses zur Rettung des Weltklimas und des Artenschutzes investieren. Wenn schon 100 Mrd. für die Bundeswehr? Dann bitte auch 100 Mrd. für Natur und Klima. Dazu gehört übrigens auch eine unabhängige Institution, die aufpasst, dass das Geld vernünftig ausgegeben wird. (Diese tolle Idee mit den 100 Mrd. kommt, glaube ich, von Friday for Future.)

Mein Fazit: Wenn das mit den Klimakonferenzen so weitergeht wie bisher, dann schreiten wir alle mit dem gleichen Schicksal in eine traurige Zukunft. Ich bin enttäuscht, dass derart viele kluge Köpfe und kompetente Menschen so wenig auf die Reihe bringen. Die Teilnehmer sind dort stellvertretend für uns alle Menschen und die nachfolgenden Generationen. Es tut mir leid, aber da muss einfach mehr passieren. Jedenfalls mehr, als dass es am Ende allen Beteiligten leid tut, dass Sie dem 1,5 Grad Ziel nicht nähergekommen sind und auf die nächste Konferenz im kommenden Jahr verweisen.

Bitte, liebe Klimaprofis, macht das in Zukunft besser,
sonst geht mein Optimismus endgültig verloren.“