Jeder dritte Neubau wird mittlerweile mit der umweltfreundlichen Heiztechnik ausgestattet. Doch was viele Hausbesitzer nicht wissen: Die moderne Elektronik in Wärmepumpen ist empfindlich. Ein Blitzschlag oder eine Überspannung im Stromnetz können die teure Anlage lahmlegen – und das kostet schnell mehrere tausend Euro.


Empfindliche Technik braucht passende Absicherung
Wärmepumpen sind im Grunde Computer mit Heizfunktion. Die empfindliche Steuerungselektronik und die verbaute Invertertechnologie – eine elektronische Steuerung, die die Leistung stufenlos regelt – stellen besondere Anforderungen an die elektrische Absicherung. Die Elektronik der Wärmepumpe reagiert auf Spannungsspitzen genauso empfindlich wie die von Waschmaschinen, Smart-Home-Gerä-ten und Fernsehern. Fällt sie aus, steht die Heizung still. Das Problem verschärft sich durch den Klimawandel: Starke Gewitter nehmen zu und damit die Gefahr von Überspannungs-schäden. Schon ein Blitz bis zu zwei Kilometer entfernt kann Überspannungen verursachen, die sowohl Außengeräte als auch die Steuerungselektronik im Haus beschädigen.
Rundum-Schutz für Wärmepumpen: Drei wichtige Schutzmaßnahmen beachten

  1. Personenschutz: Richtige FI-Schutzschalter wählen
    Fehlerstromschutzschalter (FI) schützen vor Stromschlägen. Sie sind an der Test-Taste im Sicherungskasten erkennbar und schalten bei Fehlerströmen sofort ab. Standard-FI-Schalter vom Typ A reichen für moderne Wärmepumpen jedoch nicht aus. Laut Norm ist ein FI noch nicht explizit für Wärmepumpen gefordert, jedoch empfiehlt nahezu jeder Hersteller einen FI vom Typ B oder F.
    Typ F: Für kleinere Wärmepumpen bis etwa 10 kW, typisch für kleine Häuser
    Typ B: Für Wärmepumpen mit 400 V-Anschluss für größere Häuser
    Herkömmliche Typ-A-Schalter reichen zur Absicherung nicht aus, da sie beispielsweise glatte Gleichfehlerströme nicht erkennen. Die modernen Typ-F und Typ-B Schutzschalter bieten mehr Schutz, da sie zusätzliche Gefahren erkennen, wie Fehlerströme aus Mischfrequenzen oder glatte Gleichfehlerströme.
  2. Anlagenschutz: Richtige Leitungsabsicherung
    Leitungsschutzschalter (LS) schützen vor Überlast und Kurzschluss. Sie schalten den Strom bei Gefahr automatisch ab und verhindern, dass Leitungen überhitzen und zu Brandherden werden. Sie befinden sich im Sicherungskasten und sichern beispielsweise folgende Wärme-pumpen-Komponenten ab:
    • Heizstäbe, zur Unterstützung der Wärmepumpe bei sehr kalten Temperaturen
    • Inneneinheit (meist im Keller oder Technikraum)
    • Außeneinheit (nimmt Wärme aus der Umgebung auf)
    Zusätzlich ist ein selektiver Hauptleitungsschutzschalter (SHU) zur sicheren Netztrennung empfehlenswert. Dieser ermöglicht sichere Wartungsarbeiten ohne Beeinträchtigung anderer Haushaltsgeräte.
  3. Überspannungsschutz: Das 3-Stufen-Prinzip
    Überspannungsschutz-Geräte fangen gefährliche Spannungsspitzen ab, bevor sie teure Elektronik zerstören. Seit Ende 2018 ist Überspannungsschutz nach DIN VDE 0100-443 für neue Elektroanlagen Pflicht. Bei Altbauten wird er zur Pflicht, sobald die Anlage erweitert wird – etwa beim Wärmepumpen-Einbau. Das bewährte 3-Stufen-Prinzip:
    • Typ 1 (Grobschutz) am Gebäudeeintritt leitet Blitzströme ab
    • Typ 2 (Mittelschutz) in Unterverteilungen reduziert die Restspannung
    • Typ 3 (Feinschutz) direkt an Endgeräten schützt empfindliche Elektronik
  4. Besondere Situationen: Steht die Wärmepumpe weit vom Sicherungskasten entfernt, kann die lange Stromleitung wie eine Antenne zusätzliche Überspannungen einfangen. Dann ist ein weiterer Schutz direkt bei der Wärmepumpe sinnvoll. Wer seine Wärmepumpe mit Solarstrom versorgt, braucht zusätzlich einen DC-Überspannungsschutz für die Photovoltaikanlage.
    Investition zahlt sich aus
    Die richtige Absicherung bewahrt Wärmepumpenbesitzer vor teuren Reparaturen und gefährlichen Situationen. Der Austausch eines defekten Kompressors kann schnell mehrere tausend Euro kosten – von den Sicherheitsrisiken ganz zu schweigen. Die benötigten Schutzeinrichtungen hängen vom jeweiligen Wärmepumpentyp ab. Hausbesitzer sollten daher einen qualifizierten Elektrofachbetrieb beauftragen.
  5. Checkliste für Hausbesitzer
    Ein Elektrofachbetrieb sollte beim Wärmepumpen-Einbau folgende Maßnahmen durchführen:
    • Prüfung der Elektroinstallation und bei älteren Häusern der Erdungsanlage
    • Normgerechte Absicherung aller Wärmepumpen-Komponenten mit passenden Lei-tungsschutzschaltern
    • Auswahl und Einbau der richtigen FI-Schalter-Typen (F oder B statt A)
    • Installation notwendiger Überspannungsschutz-Einrichtungen nach dem 3-Stufen-Prinzip
    • Bei PV-Kombination: Ergänzung um DC-seitigen Überspannungsschutz
  6. Weiterführende Informationen und Broschüren zum Thema sowie qualifizierte Fachbetriebe finden Interessierte unter www.elektro-plus.com.

Foto: www.elektro-plus.com.