Fridays for Future zu Klima-Bericht von Copernicus und WMO (15.04.2025)

Anlässlich des Klimasachstandsberichts des EU-Klimadienst Copernicus und der Weltwetterorganisation WMO äußert sich Fridays for Future Deutschland wie folgt:
“Der Bericht von Copernicus und WMO macht mal wieder klar, was wir schon lange wissen und spüren: Die Erde wird immer schneller immer heißer – und das hat schon jetzt einschneidende Konsequenzen für uns alle. Dass im April Wälder im Rheinland brennen, Schiffe am Grund des ausgetrockneten Bodensees liegen und nicht mehr normal durch den Rhein fahren, sind alles Folgen der Klimakrise: Greifbar, sichtbar, spürbar. Offensichtlich ist schon die aktuelle Erhitzung von 1,6 Grad dramatisch. Wer denkt, Klimakrise sei nur eine Frage von Physik und Zahlen, liegt falsch: Sie bedroht schon jetzt uns alle ganz konkret. Und schon in einer 2-Grad-Welt werden in Südeuropa die meisten der heute existierenden Ökosysteme nicht mehr überleben – also keine Tomaten, Gurken, Orangen aus Spanien mehr im Supermarktregal.

Die Klimakrise ist längst da, die Lösungen sind es auch. Wir kommen uns langsam vor wie eine kaputte Schallplatte, wenn wir wieder und wieder Klimaschutz einfordern müssen. Aktuell scheitert Klimaschutz – ausschließlich – am mangelnden politischen Willen. Wer Verantwortung für dieses Land übernehmen will, muss diesen Willen aufbringen. Friedrich Merz hat im Wahlkampf gezeigt, dass er kein Klimaschutz-Fan ist. Er muss auch gar kein Fan von Klimaschutz sein, machen muss er’s trotzdem – sonst wird er der Realität nicht gerecht.”

Quelle: Fridays for Future

MOREFUTURE-Gedanken zum Thema


Pressestatement zum Koalitionsvertrags-Check

WWF-Check zeigt Defizite im Koalitionsvertrag – Deutschlands Zukunft braucht mehr Ambitionen

Berlin, 16. April 2025 – Der WWF Deutschland hat heute seine Analyse des Koalitionsvertrags zwischen CDU/CSU und SPD veröffentlicht. Die Naturschutzorganisation hat den Vertrag in 13 Kernbereichen in Bezug auf den Erhalt unserer Lebensgrundlagen geprüft – von Klimaschutz über Artenschutz bis hin zu nachhaltigen Lieferketten. Das Ergebnis ist kritisch. Es gibt positive Aspekte, aber fast alle untersuchten Bereiche bleiben hinter den nötigen Maßnahmen zurück. Bisherige Fortschritte drohen verloren zu gehen.

Heike Vesper, WWF-Vorständin für Politik & Transformation:

„Dieser Koalitionsvertrag sichert weder unsere Lebensgrundlagen noch die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschlands ausreichend ab. Die Klimakrise findet jetzt statt. Dürren, Starkregen und Ernteausfälle nehmen zu und erfordern kluges und zukunftsgerichtetes Handeln der neuen Regierung. Wichtige Fortschritte der vergangenen Jahre – etwa beim Klimaschutz, der Wärmewende oder bei sozialen und ökologischen Standards in globalen Lieferketten – drohen ausgebremst oder zurückgedreht zu werden. Es fehlen die Zeichen, dass die Koalition den Ernst der Lage erkennt und entsprechend handelt. Im Koalitionsvertrag erkennen wir dies nicht.

Die neue Regierung plant das Heizungsgesetz mit dem Argument der Technologieoffenheit abzuschaffen. Sie will CO2-Abscheidung bei Gaskraftwerken einführen. Sie hat keine klaren Zeitpläne für den Ausstieg aus fossilen Energien. Statt das deutsche Lieferkettengesetz abzuschaffen und die EU-Entwaldungsverordnung in Deutschland zu umgehen, brauchen wir verbindliche Umwelt- und Sozialstandards in globalen Lieferketten. Die EU-Naturwiederherstellungsverordnung und die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie müssen ambitioniert umgesetzt, anstatt geschwächt zu werden.

Das nationale Klimaziel für 2040 soll auch über die Nutzung von Negativemissionen und fragwürdigem internationalen Emissionshandel erreicht werden können. Das verwässert das Minderungsziel und widerspricht dem Klimaschutzgesetz, verschiebt die Verantwortung für Emissionsminderung und untergräbt so wirksamen Klimaschutz. Unsere Demokratie zu stärken, ist das Gebot der Stunde: Aber Beteiligungs- und Klagerechte im Umweltbereich massiv einzuschränken, schwächt ein wichtiges demokratisches Kontrollinstrument, das die Einhaltung von Gesetzen sicherstellt. Gravierend wiegt das schwache Bekenntnis zu den globalen Klima- und Naturschutzabkommen sowie zu einer angemessenen Finanzierung der Entwicklungspolitik.

Es gibt aber auch Lichtblicke: Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz läuft weiter. Ein Naturflächenbedarfsgesetz soll kommen. Das Recht kommender Generationen auf eine lebenswerte Zukunft wird so jedoch nicht ausreichend abgesichert. Wir werden uns für Klimaschutz und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen, damit irreversible Umweltschäden und Deutschlands wirtschaftliche Zukunft nicht riskiert werden, und erwarten, dass die neue Regierung einen ernsthaften Dialog mit der Zivilgesellschaft dazu führen wird.“

Die vollständige WWF-Analyse des Koalitionsvertrags in 13 Kernbereichen finden Sie unter wwf.de/koalitionsvertrag

Quelle: WWF


Pressestatement zum European State of the Climate Report

Europa in der Klimakrise

Berlin, 15.4.2025: Der fortschreitenden Klimakrise in Europa kann nur mit mehr echtem Klimaschutz vor der eigenen Haustür begegnet werden – nicht mit Abwälzen der Verantwortung auf und in andere Länder. Davor warnt der WWF anlässlich der Veröffentlichung des European State of the Climate Report des Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union an diesem Dienstag. Der Report zeigt nicht nur, dass 2024 das heißeste Jahr Europas seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war, sondern enthält viele weitere Negativrekorde: So erlebte Europa die schlimmsten Überflutungen seit 2013, mehr Hitzetage und den größten Gletscherverlust Skandinaviens. Dazu sagt Fentje Jacobsen, Klimaexpertin beim WWF Deutschland:

„Während die Klimakrise weiter voranschreitet und Europa der Kontinent ist, der sich am schnellsten erwärmt, scheint die Uhr bei manchen Entscheider:innen in Europa und Deutschland rückwärts zu laufen. Diese Diskrepanz gefährdet zusehends unsere Lebensgrundlagen, unser wirtschaftliches Wohlergehen und unsere Gesundheit. Leider steht zu befürchten, dass die neue deutsche Regierung die Lücke zwischen Realität und nötigem Handeln nicht schmälert, sondern noch vergrößert: Der Koalitionsvertrag zumindest liefert keine Antwort auf die Klima- und Biodiversitätskrise. Wir erwarten, dass die Regierung trotz fehlender Basis im Koalitionsvertrag in ihrem Regierungshandeln den Fakten angemessene Strategien und Taten gegenüberstellt. Dazu gehört, Klimaschutz in allen Sektoren konsequent voranzubringen und von den angekündigten Rückschritten etwa im Verkehrs- und Gebäudesektor abzulassen. Dazu gehört auch, sich für ein echtes Reduktionsziel in der EU von mindestens 90 Prozent bis 2040 einzusetzen, ohne dieses etwa über CO2-Einsparungen in anderen Ländern einzukaufen. Es muss endlich verstanden werden: Die Kosten von schlechtem Klimaschutz sind exorbitant. Die Gewinne von gutem Klimaschutz ebenso, daher müssen wir jetzt in unsere Zukunft investieren. Nicht zu handeln ist in jedem Fall teurer als zu handeln.“

Quelle: WWF